In Deutschland, wo ich mich in letzter Zeit häufiger aufhalte, sind große Technologieunternehmen – wie Siemens oder SAP – seit langem für ihre Qualität und ihren Erfolg bekannt. Auf der anderen Seite sind kleinere deutsche Tech-Start-ups auf der internationalen Szene aufgetaucht, darunter viele „Einhörner“.
Aber was ist mit deutschen Unternehmen im Mittelstand?
Diese kleinen und mittleren deutschen Unternehmen, die sich in der Regel in Familienbesitz befinden und in kleineren Städten ansässig sind, bilden das Rückgrat der deutschen Wirtschaft. Ob sie nun Maschinenteile, Chemikalien oder innovative Software herstellen – der Mittelstand ist in der Regel stark, zuverlässig und gemeinschaftsorientiert. Tatsächlich ist in vielen deutschen Städten die Mehrheit der Bevölkerung bei einem mittelständischen Unternehmen beschäftigt: Im Jahr 2020 machten diese Unternehmen 57,6 % der Arbeitsplätze und 34,4 % des nationalen Umsatzes in Deutschland aus. Im Jahr 2018 machten sie 99,5 % der deutschen Unternehmen aus.
Viele dieser Unternehmen haben alle Zutaten für einen durchschlagenden Erfolg: tolle Produkte und starke Marken, eine treue Kundschaft und engagierte Mitarbeiter*innen. Doch viele wurden durch eine konservative, risikoscheue Denkweise zurückgehalten, die Investitionen von außen und damit die Möglichkeit, erfahrenere Führungskräfte einzustellen, neue Technologien zu nutzen und neue Märkte zu erschließen, verhindert hat.
Meiner Ansicht nach riskieren ansonsten vielversprechende mittelständische Unternehmen, die sich nicht auf diese Art von Wachstum konzentrieren, in einer globaleren, technologiegetriebenen Wirtschaft den Anschluss zu verlieren. Als General Partner im Private-Equity-Team von Battery Ventures habe ich in zahlreiche mittelständische Softwareunternehmen investiert. Wir möchten diesen Unternehmen helfen, ihr volles Potenzial auszuschöpfen – und widerstandsfähige und nachhaltige Geschäfte aufzubauen.
Der Mittelstand hat erkannt, dass die Erweiterung seines Horizonts und Partnerschaften mit externen Investor*innen zu größerem Erfolg beitragen können. Tatsächlich sind die Auslandsinvestitionen in Deutschland, auch im Mittelstand, seit 2018 sprunghaft angestiegen. Im Jahr 2020 haben mehr als 1.000 deutsche Unternehmen trotz der Pandemie insgesamt 12,5 Milliarden Euro bzw. fast 14,5 Milliarden US-Dollar von institutionellen Investor*innen erhalten.
Wie sollten also Führungskräfte des Mittelstands vorgehen, um über den Tellerrand hinauszuschauen und zu wachsen? Ausgehend von meiner Erfahrung in der Zusammenarbeit mit diesen Unternehmen würde ich mich auf drei Hauptstrategien konzentrieren:
Beginnen Sie mit der Nachfolgeplanung.
Mittelständische Unternehmen sollten sich auf die Nachfolgeplanung und die Rekrutierung von Führungskräften im Allgemeinen konzentrieren – insbesondere auf die Rekrutierung von erstklassigen Führungskräften, die dazu beitragen können, erfolgreiche, familiengeführte Unternehmen zu neuen Höhen zu führen.
Viele mittelständische Unternehmen kämpfen derzeit mit Nachfolgeregelungen, da die Kinder oder gar Enkel*innen der Gründer*innen kein Interesse mehr an einer Mitarbeit im Familienunternehmen haben. Schätzungen zufolge könnte bis 2022 etwa jedes fünfte dieser Unternehmen den*die Eigentümer*in wechseln oder sein Geschäft gar einstellen.
Zukunftsorientierte mittelständische Unternehmen werden neue Führungskräfte mit spezifischem Fachwissen (in den Bereichen Markteinführung, Engineering, Produktmanagement, Personal oder Finanzen) einstellen, was mit der zunehmenden Größe, Diversifizierung und Globalisierung der Unternehmen immer wichtiger wird. Oft ist es schwierig, spezialisierte, hochqualifizierte Führungskräfte in den kleinen Städten zu finden, in denen diese Unternehmen ihren Hauptsitz haben. In Zeiten des ortsunabhängigen Arbeitens müssen mittelständische Familien aufgeschlossen gegenüber Führungskräften sein, die möglicherweise nicht vor Ort leben, und auch gegenüber der Zusammenarbeit mit internationalen Investor*innen, die ihre Netzwerke nutzen können, um bei der Rekrutierung zu helfen.
Setzen Sie auf Produktinnovationen, um an der Spitze zu bleiben.
Das Wachstum und die Skalierung eines Unternehmens erfordern auch großartige Produkte, die Kund*innen kaufen möchten. Aus diesem Grund möchte ich mittelständische deutsche Unternehmen dazu ermutigen, verstärkt auf Innovationen und F&E zu setzen und sich nicht zu scheuen, neue Technologien wie Cloud Computing, agile Softwareentwicklung und KI zu nutzen.
Technologieorientierte mittelständische Unternehmen erfüllen diese Aufgabe bereits zu einem großen Teil. Sie bringen hochwertige, ausgereifte Produkte nach umfangreicher Forschung, Entwicklung und Tests auf den Markt, anstatt wie viele US-amerikanische Tech-Unternehmen schnell ein Minimum-Viable-Softwareprodukt (MVP) auf den Markt bringen. Aber manchmal zögern sie, große Schritte zu wagen, wie die Verlagerung ihrer Kernprodukte – deren Entwicklung oft Jahrzehnte gedauert hat – in die Cloud, mit allen damit verbundenen Risiken und Kosten. Diese Art von Investition in Zeit und Geld muss jedoch letztendlich erfolgen. Diese Schritte können mittelständischen Unternehmen letztendlich einen globalen Wettbewerbsvorteil verschaffen und verhindern, dass sie von einer neuen Generation von Wettbewerber*innen im In- und Ausland überholt werden.
Denken Sie an das große Ganze.
Die Globalisierung des Handels und der Aufstieg Chinas zu einem technologisch fortschrittlichen Produzenten haben neue Herausforderungen für den Mittelstand geschaffen. Viele dieser Unternehmen sind zwar regionale Champions in Deutschland, haben sich aber nicht um eine Expansion bemüht, auch nicht in andere europäische Länder. Ich habe beobachtet, dass viele dieser Unternehmen beginnen, Wachstumspläne zu entwickeln, die sowohl organisches als auch anorganisches Wachstum durch gezielte Übernahmen beinhalten. Diese Art von Fusionen und Übernahmen kann die internationale Expansion beschleunigen, das Kernangebot eines Unternehmens ergänzen und vervollständigen und es dem Unternehmen dennoch ermöglichen, seine langjährige Verbindung zu seiner Heimatstadt und seinen Mitarbeiter*innen aufrechtzuerhalten.
Übernahmen sind natürlich nur eine Möglichkeit des Wachstums. Mittelständische Unternehmen können das organische Wachstum beschleunigen, indem sie über Marktchancen, geografische Reichweite, Produktlandschaft und sogar die Skalierbarkeit ihrer eigenen Infrastruktur nachdenken. Der Mittelstand sollte sich fragen: Haben wir die Produkte und das Kapital, um international zu expandieren? Welche neuen Märkte sollen wir als nächstes erschließen? Investieren wir effizient in Vertrieb und Marketing, um alle potenziellen Neukund*innen zu erreichen? Nutzen wir Chancen innerhalb unserer bestehenden Kundschaft? Bietet unser Produkt einen überzeugenderen Wert, wenn es mit einem ergänzenden Produkt gebündelt wird?
Wie geht es weiter?
Ich hoffe, dass mehr CEOs aus dem Mittelstand die Vorteile von Partnerschaften erkennen und dass mehr dieser Unternehmen grenzüberschreitende Champions werden können. Viele mittelständische Unternehmen haben viel Wachstumspotenzial vor sich – mehr als ihnen vielleicht bewusst ist. Ob Gründer*innen das Unternehmen auf diesem Weg weiterführen oder ihr Vermögen diversifizieren und das Unternehmen auf die nächste Phase vorbereiten möchten: Mittelständische Unternehmen müssen nicht „in der Mitte stecken bleiben“.
Dieser Artikel erschien ursprünglich auf Forbes.
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